Samstag, 31. Mai 2008

Wie die Wissenschaft die Liebe verwurstet

Die Wissenschaft ist eine der pfiffigsten Erfindungen der Menschheit. Da steckt Musik drin. Neuester Heuler: die Entschlüsselung der Frau! Pfau. Erstmals wurde ihr Erbgut entziffert!

Der Erkenntnisgewinn gleicht zwar momentan noch der Lektüre eines Tellers Buchstabensuppe. Forscher können uns aber sicher bald erklären, warum wir Frauen immer nur in Rudeln wischerln gehen, warum wir lieber doofe Handtaschen statt Rucksäcke tragen und weinen, wenn sich Brad Pitt den Magen verstimmt hat.

Die Lösung und vielleicht sogar Beseitigung dieser ungünstigen weiblichen Erbgutstücke wird die Welt bewohnenswerter machen.

Und dennoch furcht Besorgnis meine Stirn. Predigte mir doch jüngst ein Älterer: „Mit dem letzten Geheimnis verschwindet auch die Liebe!“ Daraus folgt die steile Hypothese: Sobald Männer wissen, warum wir uns am Lokus einsam fühlen, warum wir unseren Kramuri in albernen Beuteln tragen und eine leicht einseitige Beziehung mit Brad Pitt führen, mögen sie uns vielleicht gar nicht mehr. Sehr schade wäre das! Wahrscheinlich käme es zu einer Bevölkerungsimplosion und allerlei Wirtschaftskrisen.

„Das Herz einer Frau, der Magen einer Sau, der Inhalt einer Wurscht bleibt auf ewig unerfurscht“ – wenn der Einstieg dieser rustikal-wissenschaftlichen Sentenz nun widerlegt ist: Was bleibt denn dann noch ein Geheimnis? Also liebenswert? Blunzen und Saumägen? I hope not, wie der Franzos’ zu sagen pflegt.

Samstag, 17. Mai 2008

Warum wir Weiber nicht kicken sollen

Auf dem Frauenfußball liegt kein Segen. Bevor jetzt Kampfschwestern das Abo kündigen und Wirtshausbrüder „Jawoi!“ grölen, einige erläuternde Worte aus leidvoller Erfahrung. Ich schreibe mit hiniger Zehe, ausgeleiertem Knie und schweren inneren Verletzungen meiner Würde.

Seit drei Jahren mache ich mich als bulliger Mittelfeldmotor des FC Rotation Winkeln zur Deppin. Verteile Bälle (über die Seitenlinie), zerstöre Spielaufbauten (leider die eigenen) und scheitere grandios noch einen Meter vor dem Tor (sogar vor dem eigenen).

Meine Mannschaft will dennoch nicht auf mich verzichten. Denn durch unabsichtliche Gewaltorgien mache ich die „Rotation“ zur Angstgegnerin. Das selten anwesende Publikum nennt mich „Königin der Blutgrätsche“. Gebrochene Schien- und Nasenbeine laufen im Linzer UKH angeblich schon unter „Morbus Meindl“.

Sie können sich vorstellen, wie unangenehm mir das im Zivilleben ist. Die Hälfte meines Budgets gebe ich für Blumen und Bonbonnieren bei Krankenbesuchen aus.

Und das alles nur, weil ich es nie gelernt habe. Ich bin ja noch im vorigen Jahrtausend erzogen worden. Da galt es als unschicklich, wenn Frauen schwitzend und ächzend über den Rasen schwarteln. Trauriges Fazit: Brutalität dank mangelnder Technik.So, und jetzt Klartext: Der Kolumnentitel ist ein Leger. Eine Schwalbe gleichsam, eine Ente (irgendwie muss ich Sie ja zum Lesen bringen). Wir Damen sollen gefälligst schon kicken. Bringt uns nur bitteschön mehr Technik bei. Den Gegnern zuliebe.

Samstag, 3. Mai 2008

Arme reiche Würste!

Reiche Kinder sind arme Würschtel. Nie adelte Not und fehlend Brot ihre Seelen. Ihre Eltern sind Ärzte, Bankfilialleiter und Installationskonzernbesitzerinnen. Aufsteigen können die höheren Söhne und Töchter nicht mehr. Ihr Weg führt in die kleinkriminelle Wohlstandsverwahrlosung oder in die Geisteswissenschaften – was ungefähr auf dasselbe hinausläuft.

Neidvoll blicken die Kinder aus gutem Hause auf die Herkünfte von Köhlerssöhnen und Holzfällerstöchtern. Die können in intellektuellen Kreisen mit ihrer biografisch bedingten Volksnähe prahlen und schillern.

Doch der Zeitgeist meint es gut mit den reichen Würschteln: Dank der Erfindung des Prekariats dürfen nun auch sie ein wenig am Hungertuch küfeln. Zur Erklärung: Das Prekariat, das sind die, die dank Vatis „Stupidium“ lange Jahre am Markt vorbeistudiert haben. In Form von Germanistinnen oder Keramikkünstlern vertreibt es sich in höchstens dezent bezahlten Anstellungsimitaten die Zeit bis zur Einführung der Grundsicherung. Das ist an sich schlecht.

Gut aber für die geschundenen, weil allzu reich beschenkten Kinderseelen: „Wir werden vom System toootal unterdrückt!“, greinen sie erleichtert. Die unfreiwilligen Arbeitsmarkt-Freibeuter proben den Zwergerlaufstand gegen die Ausbeuter und finden so endlich etwas, wofür es sich zu Mittag aufzustehen lohnt. Zur Demo gegen die neue Armut reisen sie dann mit der vom Vater ausgeliehenen Bonzenkarosse.
Apropos: Papa, mein Handy ist gesperrt. Tank mir bitte diesmal den Mercedes ganz voll, sonst reiß ich dir den Stern herunter.