Donnerstag, 20. Januar 2011

Prämien statt Tsunami

Das Kirchenvolk wandert ab. Man spricht von einer Austrittswelle, aber es wäre die Rede von einem Austritts-Tsunami auch nicht übertrieben. Wäre ich Kardinal Schönborns PR-Beraterin, hätte ich ihm empfohlen, den Vergleich mit den Austritten zu NS-Zeiten nicht selbst zu bringen, sondern das den geifernden Medien zu überlassen.

Mich beunruhigt dieses Scheiden der Lämmer. Ja wirklich! Vielleicht, weil ich ein nostalgisches Gemüt habe. Darum will ich jetzt so tun, als sei ich des Kardinals Richelieu.
Der katholische Mitgliederschwund ließe sich meines Erachtens durch zwei sehr einfache Taktiken stoppen. Erstens muss sich die Kirche wieder mehr auf ihre Unique Selling Proposition konzentrieren. Was macht das Unternehmen Jesus einzigartig? Das Heilsversprechen! Hoffnung wird nie unmodern.

Zweitens: Der postmoderne Mensch ist leider gieriger geworden. Als ich einst bei einer Zeitung arbeitete, kündigten etliche langjährige Abonnenten. Weniger weil sie unzufrieden waren, sondern weil sie keine Geschenke für ihre Treue bekommen hatten. „Das ist so was von ungerecht!“ riefen sie mit vor Ungerechtigkeit bibberndem Kinn ins Telefon. „Die neuen Abonnenten bekommen die Vignette und ich schaue durch die Finger!“ Kundenbindung lautet das Stichwort. Zudem hapert es seit dem Ende der Missionierung bei der Anwerbung neuer Mitglieder. Wie wär’s mit einer Prämie? Beim Alpenverein bekomme ich dafür drei tolle Wanderkarten.

Warum also nicht neuen Mitgliedern eine schöne Urkunde mit der christlichen Erlösungslehre überreichen, Anwerbern einen Hotelgutschein als Domeremit, langjährigen Kirchgängern eine handgeschnitzte Marienstatue? Und ungefragten Ratgeberinnen eine kleine Aufwandsentschädigung und das Seelenheil?