Samstag, 19. April 2008

Affiges Urlauben

Heute zu Gast in der strengen Kolumnenkammer: Gutmenschen auf Urlaub. Sprich: affiges Weltbürgertum. Meine Schelte erfolgt zur Unzeit? Au contraire, denn so urlaubt der alternativ Bewegte. Im August zu reisen ist für den Individualismus-Junkie ungefähr so en vogue wie ein Stecken im Aug’.

Steuerzahlerin und kleiner Mann von der Straße ziehen erst dann gen Italien, wenn es eh zuhause auch heiß ist. Das intellektuelle Studenten-Gsindl hingegen darf sich keinesfalls am Teutonengrill in Caorle erwischen lassen. Es gleicht vielmehr seinen ersehnten Migrationshintergrund in irgendwelchen dritten Weltländern aus.
Nie geht es dabei bloß um Erholung. Der Bessermensch will sich selbst finden – wo er nichts verloren hat. Als Bonus gibt’s Durchfall-Anekdoten und Diebstahlsschnurren. Ganz zu schweigen von billig gebatikten Anlehnungen an die Landestracht. Besonders schick sind Freundschaften mit Menschen, die 49 Flugstunden weit weg wohnen.

Mit meiner ungünstigen Meinung dazu hänge ich am Rockzipfel von Glossengott Max Goldt, der solches Wollen töricht nennt. Bestmenschen mögen sich ihre Freunde doch nicht jenseits des Äquators suchen, sondern diesseits der Grätzlgrenze.
Nur damit keine Missverständnisse entstehen: Ja, ich war gerade in Nepal. Im April. Und ja, ich gewande mich derzeit in quietschbunte Alternativuniformen und schicke Mails an meine 17 neuen Kumpels aus Kathmandu. Was soll jetzt diese Kolumne gewordene Schizophrenie? Nur Diavorträge aus Weitwegistan heben mich aus dem Normalosumpf in die lichte Höhe des Optimalmenschen.

Samstag, 5. April 2008

Endlich Leserbeschwerden!

Ihr wollt also härter angefasst werden?!

Endlich Leserbeschwerden! Leser R. mantariert, dass der bisher hier angeschlagene Ton einer wahren Domina unwürdig sei. Und erst die Themen: Handtaschenpalaver, Beziehungsschmus und anderer Weiberkram!

Er will lieber erfahren, wie die Herrin dieser Zeilen zum Beispiel –Hausnummer – George Clooney zu knechten gedenke. Und generell möchte er strenger angefasst werden.
Aber bitte gern, bitte gleich! Schließlich soll niemand in seinen Unterwerfungswünschen unterdrückt werden.

George Clooney also: Das dackelfaltige Kaffeemannequin würde ich im Fall des Begegnungsfalles durch „He Schurli, hast du zufällig die Nummer vom Brad?“ oder „Bitte ein Autogramm! Es ist für die Omi!“ demütigen.

Strenger anfassen möchte ich ja auch gerne. Zum Beispiel alle, die mich tageszeitunabhängig mit der Begrüßung „Hob i di eh ned aufg’weckt?!“ plagen. Oder jene, die zur Nachmittagsmitte im Stoffwechselstübchen „Mahlzeit!“ zu mir sagen.

Spitze, dass ich das harte Anfassen hier schriftlich erledigen kann. Von Angesicht zu Angesicht leide ich (noch) unter Beißhemmungen.