Dienstag, 27. Oktober 2009

Kebabstand in Christenhand!

Neulich streunte ich durch eine oberösterreichische Messestadt. Da erfasste mein Blick ein bekanntes Gesicht inmitten einer Menschenanhäufung. Das gelang meinen unzulänglichen Sehwerkzeugen leicht, da das Gesicht unter einem blonden Haarschopf in zwei Metern Höhe thront. Was er denn da treibe? „Wir demonstrieren gegen Ausgrenzung und Rassismus!“ sagte mein Bekannter. Das habe er doch gar nicht not, wo er doch eh so groß und blond sei, meinte ich. Er ging daraufhin wortlos, aber kopfschüttelnd von dannen.

Ich finde eine gesunde Abneigung gegen allzu Fremdes verständlich. Einer natürlichen Ordnung wohnt Ästhetik inne. Der Österreicher an sich hat nun eben einen käsigen Teint, blasses Haupthaar und eine ins Schwammige tendierende Façon. In der Wüste schaut das vielleicht unpassend aus, im Bierzelt nicht.

Wie gerne würde auch ich leiblich das lieblich’ Vaterland repräsentieren! Doch ungünstige Partnerwahlen meiner Ahnen verwehren mir das. Gelblich ist die Haut, grün das Auge und mausbraun das Haar; nur das Schwammige hat sich durchgesetzt gegen das slawische Erbmaterial. Wussten die Altvorderen denn nicht, dass die Blumen des Bösen unter den Blusen der Böhmen stecken?

Das Unvölkische in mir wirkt sich leider auch unangenehm im Sozialverhalten aus. Schnitzl, Bratl und Gselchtes wollen mir nicht schmecken, die „deutsche“ Leitkultur nicht behagen. Ich schunkle einfach nicht gern, ich kann’s nicht ändern. Ich mag auch keine (solariums-)braunen Herrenmenschen, die in schlechtem Deutsch gegen Asylanten (griech. σῦλος) zetern.

Der Leidensdruck wegen meiner Integrationsunfähigkeit ist natürlich enorm, das können sie sich angesichts jüngerer Entwicklungen vorstellen. Ich gehe jetzt Frustessen zum Kebabstand.

Montag, 21. September 2009

Büro 2.0: Vom Wohnen in der Legebatterie

Diese Kolumne ist nur zwei Meter von meinem Bett entfernt entstanden, ich trage sogar noch das Nachthemd. Schön, wenn man das prickelnd findet – der Kollateralnutzen einer Misere. Wer will denn schon seine Haut auf dem Arbeitsmarkt dafür verkaufen, um ebendas in einem größeren Raum zu erledigen? Außerdem muss sich noch vor der Büromiete zumindest jene für die Wohnung ausgehen. Fakt ist, dass die Schreibarbeit in einer Festanstellung nicht glücklich macht. Fakt ist, dass die Schreibarbeit ohne Festanstellung nicht reich macht.

Also haut man sich einen Arbeitsbereich in der ohnehin nicht eben quadratmeterstarken eigenen Bleibe heraus. Psychohygieniker wiegen an dieser Stelle wegen des Ineinsfallens aller wichtigen Lebenseinrichtungen – Arbeit, Liebe, Schlaf und Steuererklärung – besorgt ihre Häupter. Und zu was? Zu Unrecht!
Wer weniger arbeitet, kann länger im Bett liegen. Leistung lohnt sich doch ohnehin nur noch punktuell. Wer auf Abruf im Bett auf der Lauer liegt, jederzeit telefonisch erreichbar und bereit zum Sprung auf den Bürosessel, kann für seinen Auftraggeber das Optimum aus der eigenen Arbeitskraft herausholen. Wer die Anfahrtswege zur Arbeitsstelle auf das In-die-Hausschuhe-Fahren reduziert, agiert nicht nur CO²-neutral, sondern fixkostenideal. Die raumzeitliche Entgrenzung von Arbeit und Privatleben hilft beim Honorar-Dumping und sichert weitere Aufträge. Kein anderer Freelancer ist sonst so blöd: meine Unique Selling Prosti… pardon: Proposition.

Der Überdruss an den – ohnehin nicht eigenen – vier Wänden ist im Vergleich zu Schulden oder den Mühen der Organisation einer Generalrevolution das geringere Übel. Und wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen, ich muss mein Büro saugen.

Dienstag, 7. Juli 2009

Die Apokalypse aus der Hängematte

Glaubt man Leistungsträgern, droht der Welt durch die Einführung der Grundsicherung mindestens der Untergang, wenn nicht Schlimmeres. Am Ende stürben wir aus, wie die Pandas, die zu faul für alles sind. Was den Menschen vom Faultier unterscheide, sei die Leistungswilligkeit. Stopfe ihm Vater Staat – ein notorisch schlechter Manager – das Geld hinten und vorne hinein, verfalle er doch sofort in eine freizeitorientierte Schonhaltung.

Schade, läge es sich in der sozialen Hängematte nicht nur sommers so fein. Doch den Leaders und Chefs wollen wir glauben, denn sie sind gewiss ehrenwerte Männer. „Die würden keine Anreize mehr haben!“ flehen die Unternehmensberater, bevor sie mit ihrem SUV zum Wochenendhaus jetten, das sie sich damit finanziert haben, dass sie Firmen dabei geholfen haben, Personal freizusetzen.

So verbietet die Angst vor Staatsbankrott und Apokalypse die Einführung der Existenzsicherung. Gut so, denn der Gang zu Sozialamt und AMS fördert das Survival of the Fittest. Die Unterschichten würden doch außerdem das ganze schöne Geld, das leistungswillige Steuerzahler erwirtschaftet haben, in Socken und unter Matratzen stopfen. Wer soll dann noch einkaufen und die Konjunktur hochjazzen?

Nehmen Sie die Mutter dieser Zeilen als abschreckendes Beispiel. Sobald ich 1750 Zeichen in die Tasten geklopft habe, lasse ich die Wirtschaft verkümmern und lege mich in eine Hängematte. Anstatt weiterzuwerken und mir einen Flusenrasierer, einen Flachbrustfernseher oder die siebten Paar Pradastieferl zu kaufen. Mit einer Grundsicherung würde ich gar nichts mehr tun, möglicherweise nicht einmal noch Kolumnen schreiben. Ob das ein Fluch oder ein Segen wäre, darüber dürfen Sie nun still für sich entscheiden.

Samstag, 4. Juli 2009

Die blauen Eier des Trauerschnäppers: Was Menschen mit Vögeln verbindet

Wird der Mensch sich selbst zum Rätsel, spechtle er die Tierwelt aus. Besondere Einsichten gewinnt, wer sich Vögeln widmet. Hier bietet sich der Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca) aus der Familie der Schmätzer an. Der gefiederte Freund hat nämlich ein Faible für blaue Eier.

Sie in der Farbe zu legen, ist für Mutti Schnäpper auf den ersten Blick eine kraftraubende, evolutionär sinnlose Verschwendung. Der Trauerschnappvater jedoch weiß die Plage zu würdigen und hilft bei der Brutpflege, je blauer desto eifriger. Der Vögelkundler schließt: Der männliche Eispender erachtet das Signal der Vogelmutter (sinngemäß: „Hilf mir mit den Kindern, du Ei!“) als vertrauenswürdig, weil sie sich für die Bläue der gemeinsamen Brut einiges angetan hat. Vergeudung ist also sinnvoll.
Diese Handicap-Theorie ist das Gegenteil zur Sackgassentheorie, nach der etwa törichte Pfauenfrauen ihre Spezies in eine evolutionäre Sackgasse getrieben haben sollen, indem sie es nur mit Artgenossen mit großen Schwanzfedern getrieben hätten. Richtig aber ist: Blaue bzw. große Dinge – großes Vertrauen. Und Vertrauen ist das Mistbeet der Liebe.

An dieser Stelle reichen einander Ornithologen und Psychologen jauchzend die Hände.

Die blauen Eier sind dem Menschen blondes Haar. Es tritt in der Regel mit mangelnder Hautpigmentierung auf. Legen sich männliche oder weibliche Blondinen in den Zeiten der Klimaerwärmung trotzdem auf den Freibadgrill, signalisieren sie mit ihrer verschmorten Haut potenziellen Ei- oder Samenspendern, dass sie an die große Liebe glauben. Der Erfolg gibt den blonden Bestsellern auf dem Markt der Geschlechter Recht.

Dienstag, 20. Januar 2009

Sex und Chemie

Wenn nicht mehr direkt, dann halt indirekt auf der Satireseite: Die Frauenkontrollgruppe eures Vertrauens empfiehlt die Lektüre dieses Artikels. Bestens geeignet zur Exkulpation sexueller Verfehlungen ergo hochamoralisch: http://www.nachrichten.at/nachrichten/meinung/satire/art14067,95505

Montag, 12. Januar 2009

Erotik im Alltag

Hier ein kleiner Sidekick zum Ex-Satirekollegen Button, der unser aller Beziehungsleben rettet, indem er von himmelblauen, langen Feinrippunterflaks abrät: http://www.nachrichten.at/nachrichten/meinung/satire/art14067,92219
Dem Schlussplädoyer widerspreche ich: Es kommt aufs Gebein und das Auge der Betrachterin an.

Montag, 5. Januar 2009

Jetzt ist Schluss mit Lustig!

Vom Ende der Jugend-Tyrannei

Die Nicht-Hacklerregelung als Erlösung für Prekariat und Wirtschaft

Sie müssen jetzt ganz stark sein: Es ist vorbei. Jaja, das Jahr auch. Doch nicht nur 2008 legt sich auf den Elefantenfriedhof zum Sterben, sondern auch die Domin(ik)a, mein alt gewordenes Ego.
Weil, es ist Folgendes: Nach einem Jahr nervenaufreibenden Kolumnierens und Dominierens ist Schluss. Die Strenge hat mich müde gemacht. Graue Haare entsprossen meinem Haupt und haben mich für die Zielgruppe „Junge Menschen mit Brüsten“ disqualifiziert. Wenn die Zeit gekommen ist, muss frau loslassen können und Jüngeren ihren Platz einräumen. Ich wechsle vom Prekariat volley in die Frühpension.

Das ist - ganz nebenbei bemerkt - mein Problemlösungsangebot für die globale Wirtschaftsmalaise. Schickt die Generation 700 Euro doch einfach ins Ausgedinge. Dann ist Ruhe und die überqualifizierten und unterbezahlten Jungakademiker müssen keine Molotow-Cocktails mehr werfen.

Freilich habe ich schon in der Sandkiste vom Peitschenknallen geträumt. Da ich der Verschriftlichung meiner Machtgelüste noch nicht mächtig war, herrschte ich bis zum Erwerb des ABCs mit physischer Gewalt über das Kindergartenvolk. Soviel ganz nebenbei weg zum friedensstiftenden Segen der Literatur.

Fürderhin konzentriere ich mich wieder verstärkt auf meine Kernkompetenzen. Aus dem Fenster schauen, Kaffee trinken, Hund streicheln, auf die Einführung der Grundsicherung warten.

Am Ende folge ich damit auch noch neuesten Medien- und Klimarettungs-Trends: Für meinen Predigtdienst im Internet müssen Sie in Zukunft nichts (in Worten: 0,- Euro) bezahlen! Für meine Worte darf kein Baum mehr sterben!