Mittwoch, 6. November 2013

Männerhandel

Wenn ich an das Thema „Frauenhandel“ denke, könnte ich toben vor aufrichtigem Zorn. Ich fordere Sie auf, es mir nachzutun: Das muss aufhören! Da aber Aggression ein schlechter Motor für das Kolumnenschreiben ist, möchte ich ein paarmal durchschnaufen und dann etwas anstellen, was auch nicht ganz in Ordnung ist: eine satirische Umdrehung der Geschlechterverhältnisse. In diesem Sinne lade ich Sie innig ein, mit mir über die Förderung des Männerhandels nachzudenken. Wir wollen eine gewaltfreie Lösung finden, mit der alle glücklich sind.
Viele Männer können Dinge gut, für die sich Frauen einfach mehr anstrengen müssen (ob das an der Natur oder an der Erziehung liegt, sollen bitte andere entscheiden, ich habe hier nicht mehr so viel Platz). Zum Beispiel: Alkohol vertragen, Vollbärte pflegen, sehr schwere Dinge in Wohnungen tragen, Regale andübeln, kumpelhaft-tröstend auf Schultern hauen und „Wird schon!“ brummen. Dazu kommt, dass weitaus mehr als die Hälfte aller Damen einen Herrn beim Beweis von körperlicher Zuneigung bevorzugen. Gerade bei der Zeugung von jungen Menschlein erweisen sie sich als unschlagbar zweckmäßig.
Warum also nicht ordentliche Institutionen einrichten, in denen sich alle diese Bedürfnisse vermarkten lassen? Da kann es etwa eine Fernsehwohnlandschaft im Angebot geben, in der ein gepflegter Herr seine Dienste als Heulschulter und Fußwärmer anbietet. Männer, die sich ohne Murren „Titanic“ oder „Sissi“ anschauen können, sollen aus dieser Fähigkeit ruhig Kapital schlagen. Dübelservice, Biertrink-Escort, Brutpflege – das ist doch in unserer marktkonformen Demokratie alles denkbar, oder? Meinetwegen könnte auch das Schreiben von Kolumnen übernommen werden – aber das ist keine Satire mehr, sondern Utopie.

Freitag, 18. Oktober 2013

Don't drink and drive me crazy

Neulich war ich in China, dort hatte ich konkrete Erlebnisse mit der Überbevölkerung. Seitdem lache ich nicht mehr über Stronach, der Chinesen-Einmärsche fürchtet. Sie sind so unglaublich viele! Vielleicht hat mich einfach der Kontrast zur Welser Innenstadt fertig gemacht. Wer da Zeit zu verbringen hat, dem steigt schnell die Einsamkeit ins Herz. Sie kennen das Bild mit der Neutronenbombe – Mensch geht, Haus steht. Daran muss ich am Stadtplatz oft denken.
Nur an manchen Tagen gibt's hier chinesische Verhältnisse, wenn nämlich die Bevölkerung öffentlich und flächendeckend alkoholisiert werden soll. Beim Public Viewing etwa, oder bei Adventmärkten. Punsch und Bier, die sozialen Schmiermittel, nehmen die Angst. Aber wovor? Leiden die WelserInnen an kollektiver Agoraphobie?
Oder hat ihnen nie jemand gesagt, dass der öffentliche Raum ihnen gehört? Mach' ich gern: Die Stadt gehört euch! Weil ich schon dabei bin: Nichts gegen das Saufen. Öffentlich gelebte Nüchternheit ist aber auch super, vor allem, wenn einen abseits der geschützten Umgebung des Wirtshaustisches ein politischer Mitteilungsdrang überkommt. Wenn wir da weiter so dumm tun, kommt uns der Chines'!

 Eine Geschichte voller Missverständnisse: Wels und seine Beziehung zu größeren Städten. Abgebildet: "Wels grüßt Wien"

Mittwoch, 26. Juni 2013

Wer spinnt hier?!

Neulich ist meine Nachbarin verrückt geworden. Sie steht nun in ihrer Wohnung und schimpft aus vollem Hals mit imaginären Menschen. Ein anderer Nachbar hat mich jüngst gebeten, ihm nicht mehr dauernd die Waschmaschine zu stehlen. Vor ein paar Wochen hat eine Frau an meine Autoscheibe geklopft, ihre Lippen durch den offenen Spalt gesteckt und inbrünstig "I bin Mühviatlarin!" genuschelt. Und dann war da noch der junge Mann, der mich für sein UFO-Forschungsteam gewinnen wollte...
Mich dünkt, dass diese mentalen Ausritte aus dem gesellschaftlichen Konstrukt „Normalität“ bzw. „geistige Gesundheit“ in meiner näheren Umgebung jetzt zunehmen. Über den Grund kann ich nur spekulieren, ich bin ja keine Spinn-Doktorin. Schlimm finde ich das Verrücktwerden aber nicht, angesichts des Bösen in der Welt sogar verständlich. Dass der ORF den Bachmann-Preis wegsparen will, macht mich auch verrückt. Wer weiß, was ich dem Herrn Generaldirektor alles in seine Wohnung oder sein Auto hineinbrüllen würde. Närrisch finde ich auch die Psychose, dass Homosexuelle die Gesellschaft vom Kinderkriegen abhielten. Und dass ein Staat weltweit private Emails liest und meint, „Wer nichts zu verbergen hat, muss auch nichts fürchten!“, selbst aber Aufdecker mit Pomp und Getöse verfolgt, das kommt mir schon recht geisteskrank vor. Muss mal den Psychiater meines Vertrauens fragen, ob man Präsidenten einweisen lassen kann, oder zumindest ORF-Programmdirektoren.
Doch wenn ich es recht bedenke – ich lasse das lieber. Ich sitze ja selbst in meiner Wohnung und schimpfe für imaginäre Leute. Mühlviertlerin bin ich außerdem... Jetzt habe ich Angst! Vielleicht mache ich die Leute verrückt? Dann vergessen Sie bitte schnell alles, was Sie soeben gelesen haben.

Dienstag, 16. April 2013

Über Ironie und Diktatur

Ob ich denn nie ernst sein könne, hat man mich jüngst gefragt. Wollen schon, aber können nicht. Denn wie ließen sich die Zumutungen der Realität anders ertragen als durch ironisch-seitliches dran Vorbeigehen? Erst neulich etwa hörte ich, dass Maria Fekter fürchte, es würden Ausländer diskriminiert. Sie sah nicht Flüchtlinge in Gefahr, sondern das arme Bankgeheimnis. Oder, von noch weiter rechts: 25 junge Ayslwerber dürfen keine Lehre machen, sonst explodiere die Jugendarbeitslosigkeit. Darum frage ich: Wie soll ich mich denn anders gegen Derlei wehren als mit Gelächter? Der Humor ist doch das Öl, mit dem sich der Ringer im Kampf gegen das Böse unangreifbar macht. Sinnvolleres, als dem Leben Hofnärrin zu sein, ist mir beruflich bislang noch nicht eingefallen.
Andererseits bringt man so nicht viel weiter bei der Weltrettung. Ich hege Pläne. Wären Sie dabei, wenn ich eine gemäßigte Diktatur einführte, noch viel besser als alles, was uns der Stronach so vorfaselt? Keine Sorge, auf Gewalt würde ich weitgehend verzichten und Felix Baumgartner nie in meine Regierung lassen. Aber erstens dürfte Frau Fekter zurück in ihr Schotterwerk. In den Geschäften bekäme man zweitens nichts mehr zu kaufen, das die eigene Oma nicht als Speise identifizieren könnte. Pferdefleisch von mir aus, Tiefkühllasagne nicht. Drittens dürfte man in meinem Bankensektor nur noch mit Spekulationen spekulieren, quasi ein internes Monopoly für Banker, aber mit nichts Realem mehr. Wer etwa mit Weizen oder Wohnungen dumm herumzockt, bekäme von mir, der Diktatorin mit Herz, persönlich mit der Fliegenklatsche eins auf die Finger. Viertens würde ich eine staatliche Agentur erschaffen, die mir pfiffige Schlusssätze für meine Kolumnen schrübe.

Donnerstag, 28. März 2013

Wels ist nicht tot, es riecht nur komisch

Wels schlecht finden ist so wie Schönwetter gut finden: weit verbreitet. Neulich hat sich sogar Die Zeit hinreißen lassen, die Messestadt zu bashen. Ganz niederträchtig, nämlich auf der Kinderseite, wo Minderjährige vorgegebene Formulare ausfüllen dürfen. Bei der Frage "Was macht dich traurig?" ließ man eine Achtjährige hinkritzeln: "dass unser Wels tot ist." Muss das sein?
Ist das wegen Wagner? Gut, von der politisch unzuverlässigen Werktreue, mit der man den hier inszeniert, bekommt man einen pelzigen Mund. Als konstruktiver Mensch möchte ich vorschlagen: Arbeitet mit diesem schlechten Ruf! Wenn Linz – laut Spiegel – das langweiligste Ghetto der Welt ist ("Chemie, Langeweile, Drogen"), kann Wels das locker toppen, zum Beispiel mit einer Neuinszenierung des Rings der Nibelungen durch Ramstein oder einer Hip-Hop-Version der "Meistersinger von Nürnberg", nämlich: "Der Battle Rap von der Noitzmühle", performt vom Hans-Sachs-Chor. Bitte sehr, nichts zu danken.

Freitag, 11. Januar 2013

Kinder an die Waffen!

Bitte, ich möchte auch noch was zum Heer sagen! Obwohl Ihnen das bestimmt schon zu Hals, Nasen, Ohren heraushängt. Aber hier besteht keine Lesepflicht, Sie können sofort aufhören. Außerdem denken Christen in anderen Zeitspannen, da sind 2000 Jahre alte Debatten auch noch relevant.
Hier bitte meine Idee zur Armeereform und Weltrettung. Erstens: Krieg ist schlecht. Zweitens: Kinder brauchen Waffen. Auch Mädchen! Zur Erläuterung biete ich mich gerne als Beispiel an: Im vorhergehenden Jahrtausend war ich das kriegslüsternste Kind zwischen Texas und Kabul. Heute bin ich Friedensfetischistin. Ich streite nicht einmal mehr im Wirtshaus, wenn Daumen, Haare und Fliegen in der Suppe sind.
Achten Sie in der Pädagogik unbedingt auf rechtzeitiges Abrüsten! Noch vor der Pubertät, in der Kinder tatsächlich schon Schaden anrichten können. Dann muss ganz und gar Schluss sein mit dem Kriegsunsinn, also auch in Computern, Kinos, Köpfen, Kasernen. So.
Wer bis hierher gelesen hat, soll zum Schluss mit einer nichtfiktiven Schnurre belohnt werden: Ein Bekannter musste Assistenzeinsatz an der ungarischen Grenze leisten. Eines Nachts griff man acht verschreckte Flüchtlinge auf. Der Bekannte schwamm innerlich in Mitleid. Die Asylwerber wurden in die Kaserne gebracht. Als sie dort erneut gezählt wurden, hatten sie sich wundersam vermehrt. Der Neuzugang stand leicht schwankend da. Es gab große Verständigungsschwierigkeiten, da er – anders als die ersten acht – des Englischen, nein: des Sprechens nicht mächtig war. Es dauerte, bis sich das Rätsel entzauberte: Ein Burgenländer hatte sich in einen Vollrausch und sein Auto in den Graben versetzt, dabei war er unter die Flüchtlinge geraten.
Sagen Sie, was Sie wollen, ich finde die Geschichte schön.