Montag, 2. Juli 2012

Keine Angst vor China!


Unser Deutschlehrer, eigentlich ein gutmütiger Mensch, geriet einst mitten in der Stunde in Panik. „Ich fürchte die Chinesen!“ rief er laut und ließ uns, die wir über unsere Hefte gebeugt waren, hochschrecken. „Ja schaut nur! Jetzt haltet ihr mich für wahnsinnig, aber ich weiß es: Die Chinesen kommen!“ Ich war betroffen.
 
Allerdings nicht inhaltlich: Mir konnte er damals schon mit seinem „Jeder fünfte Mensch kommt als Chinese zur Welt!“ keine Panik machen. Zumal ich der fünfte Mensch in meiner Familie bin. Und tatsächlich im Gegensatz zum Familienrest ganz schmale Augen habe und Backenknochen so breit wie die Wüste Gobi; im Sommer werde ich nicht braun, sondern rotgelb. Ein befreundeter Hobbyethnologe meint, es sei wohl einst ein Hunne nicht spurlos an einer Ahnin vorbeigeritten. Das habe einige Generationen übersprungen und mendle sich bei mir jetzt heraus.
Ich habe keine Angst vor den Chinesen, und Sie sollten es auch nicht haben. Weil warum? Erstens wird es den autochthonen Chinesen hoffentlich bald zu blöd, sich von diesen turbokapitalistisch agierenden Pseudo-Kommunisten weiter derart gängeln zu lassen. Bald essen sie Pommes mit Majo, statt Kommunismus mit Mao zu lesen. Zweitens wäre endlich mit dem ätzenden Rassismus und Antisemitismus aufgeräumt, wenn wir alle pro forma Chinesen würden. Drittens: Erinnern Sie sich an Hallstatt! Das wurde ja soeben per Copy&Paste-Verfahren in der Provinz Guangdong verdoppelt. So werden die Perlen unserer Kultur konserviert. Bravo!
Übrigens wäre ich den Chinesen überhaupt nicht gram, kämen sie auf die Idee, mich millimetergenau auszumessen, zu klonen und meine Kopie als erste, demokratisch gewählte Präsidentin der demokratischen Republik China einzusetzen.