Samstag, 29. November 2008

Pullover-Rätsel entschlüsselt?

Gastkolumnist Button erklärt:
Die unterschiedlichen Verhaltensweisen von Frau und Mann sind Legion und vielfach beschrieben. Eine aber stellt uns Hobbygenderforscher immer noch vor ein Rätsel, über das wir nächtelang in der Eremitage des Vertrauens grübeln, bis der Messwein gar ist.

Es geht um das Ausziehen von Pullovern. Frauen rücken beidhändig das Bauchbündchen hoch, um sich dann das Bestrickte in einer komplizierten Verrenkung mit verschränkten Armen – einer minimalistischen Laokoon-Gruppe gleich – über den Kopf zu ziehen. Das erledigen sie blitzartig bei aufrechtem Stand.

Wir Männer hingegen beugen unseren Oberkörper, greifen mit einer Hand an den Rücken und häuten uns mehr, als wir uns ausziehen. Dies hat schon lange Ahnenreihen tadelnder Mütter hervorgebracht, die unermüdlich und erfolglos danach riefen, die Maschen doch zu schonen.

Wie es Meister Zufall so will, bot mir kürzlich eine weise Frau eine Erklärung für das unabänderliche Männerverhalten an: Soweit ich mich erinnere – es war schon ein wenig spät, und der Kamillentee hatte seine Wirkung entfaltet – meinte sie, der Mann zelebriere im Akt des Pulloverausziehens eine Art Unterwerfungsgeste. Das einhändige Greifen symbolisiere das Ablegen des alten Ritterschwerts samt Gurt. Zusammen mit der Verneigung sei somit eine Demutshaltung vor der Königin ersichtlich. Zudem schütze die Verbeugung die empfindlichen Teile des Mannes in der Körpermitte vor den blind er-gebenen Schergen der Regentin.

Ich glaubte ihr kein Wort, nickte zum Abschied knapp, klinkte mein Handy in den Gürtel und ging hinaus in die Nacht, vielversprechenderen Abenteuern entgegen.

Freitag, 28. November 2008

Owa mid da Wäsch'! Vom Buckeln und Flüchten

Sag mir, wie du dich ausziehst, und ich sag’ dir, ob es sich auszahlt.

Es geschehen Zeichen und Wunder – Satireonkel Button spricht mit den Frauen und streift en passant eines der letzten großen Mysterien zwischen den Erz-Antagonisten Mann und Frau. Er hat erforscht, warum sich ihre Choreographie der Textilentledigung so grundlegend unterscheidet. Wir erinnern uns: Frau kreuzt die Arme bäuchlings und lüpft, Mann fasst die Wäsche rücklings und rupft. Sie macht’s aufrecht, er buckelnd.

Nicht geschmeckt haben dürfte dem Freizeit-Geschlechterforscher die historische Herleitung der ästhetisch minderwertigen Männerversion. Zumal das Ausdempulloverwürgen der gebeugten Duldungsstarre vor Mächtigen entstammt.

Zufällig liegt mir rezente Forschungsliteratur[1] vor. Die männliche Demutshaltung dient in der Tat der Unterwerfung und gleichzeitig dem Schutz des Gemächts. Das Kittelvolk hingegen bleibt ungebeugt und senkt seinen Blick nicht. Denn so kann es sein Gegenüber – ein möglicher Feind, frau weiß ja nie – länger im Auge behalten und gegebenenfalls schnell enteilen. Deswegen knickst die Frau bei Hofe auch. Die kaprizierte Herrschaft kann jederzeit handanlegend maßregeln.

In postmodernen Zeiten können wir Frauen dadurch schneller erkennen, ob das Ausziehen unserer Oberbekleidung beim Gegenüber – ein möglicher Kindsvater, frau weiß ja nie – einen Fluchtimpuls auslöst.

Rückschlüsse, ob ein Mann, der sich seiner Wäsche nach Frauenart entledigt, schwul, unbeugsam oder mit wenig Schützenswertem ausgestattet sei, sind mangels wissenschaftlicher Überprüfung einstweilen noch unzulässig.


Forschungsberichte an: meindldominika@yahoo.de
Kolumne ist auch hier nachzulesen.
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[1] Lamour, Uschi: „Wieso ist das so?“ In: Glamour, das Handtaschenrezensionmagazin. Hamburg: Nov. 2008

Sonntag, 16. November 2008

Bestrickende Lösungen im faulen System

Wie Alte und Junge die Welt zurechtbasteln können

Laut Meinungselite sind wir bald mehr oder weniger arbeitslos. Das trifft Menschen mit echter Arbeit sicher schlimm. Denken wir aber auch an die Pensionisten und jene jungen Menschen, die sich ihre Arbeitsunlust durch schädlichen Konsumverzicht erkaufen. Jackpot-Frage: Was sollen sie tun mit der freien Zeit, mit diesem Feuer, in dem wir alle verbrennen?

Mein Vorschlag: Stricken für den Weltfrieden und die Versöhnung der Generationen. „Wie soll das denn funktionieren?“, mosern die Entscheidungsträger. Antwort: Eine stadtbekannte Müßiggängerin belauschte beim Flanieren mit der Bim jüngst folgenden Dialog zweier grauer Pantherinnen.

„Ich tu gern handarbeiten.“ Langes Schweigen.
„Ja, das ist gut. Da vergeht viel Zeit.“ Noch längeres Schweigen.
„Und man sieht, dass was weitergeht.“

Großartiges Konzept! Es vergeht die Zeit, nicht der Mensch. Und am Ende hält er auch noch etwas in Händen.
„Was soll mit all den Stoffbastelendprodukten geschehen, wenn die Grauen sich jetzt die Seele aus dem Leib stricken, weben und klöppeln?“ quaken die Opinionleader.

Genau hier erfolgt der Auftrag an die faulen Jungen: Geht hin und bastelt den Altvorderen Webshops für ihre Webteppiche! Gewandet euch zudem in geklöppelte Spitzencombinagen! Nutzt die stilbildende Macht der Jugend und macht Strick zum Schick!

Weitere handgestrickte Schnapsideen hier bestellen: meindldominika@yahoo.de

Samstag, 8. November 2008

Warum mann den Herbst liebt

[Weil's es im Herkunftsblatt nicht mehr online gibt - hier die Worte des alten Mannes:]

Kalt und glitschig modern die Blätter am Waldesgrund, die Ackerscholle fröstelt dem Winter entgegen, kurz: Der Altweibersommer hat sich verzupft und damit die letzte Chance des Jahres auf Outdoor-Aktivitäten der erotischen Art. Mann darf aufatmen.


Mann glaubt es ja nicht, aber es gibt (nach ultraneuesten Studien aus vertrauenswürdigsten Quellen) gar nicht so wenige Frauen, die sich davon angezogen fühlen. Nicht erst seit Jürgen Drews Schnulze „Ein Bett im Kornfeld“ (1976) knistert so manche Lady beim Sonntagsspaziergang angesichts einer sonnengewärmten Kuhle in Mutters freier Natur.

Doch die Zeiten haben sich seither geändert. Nicht mehr der Rammler am Rein steht auf dem urbanen Markt der Partnerschaften auf dem Stockerl, sondern der sensible Urbane. Er, der einen lotionsgepflegten Designkörper unter seinem jederzeit emotionsbereiten Kopf trägt, wird doch nicht in Ährenhaufen hüpfen, wo ihn die Grannen schürfen. Genauso wird er die Sommerwiese meiden, wo im besten Fall die Allergene wüten und im schlimmsten des Bauern Adel noch an den Zecken haftet.

Tja, werte Kornfeld-Willige! Dies ist die lustlose Kehrseite jener Softskills, die vom Manne lange gefordert wurden und nun offen zu Tage treten. Er ist zum Weichling verkommen, der die Damen lieber in Daunen erkennt, als der Natur ebendort ihren Lauf zu lassen. Finden Sie sich entweder damit ab, oder weiten Sie den Vereinszweck von den „Wandervögeln“. Unseren Segen haben Sie. Zwischen Juni und September.

Montag, 3. November 2008

Die Kunst, stillos zu verarmen

Böse Börse. Schluckt einfach so aus einer schlechten Laune heraus 1400 Milliarden Dollar.
Angeblich soll’s der kleine Mann auf der Straße zahlen. Da fühle ich mich als mittelkleine Frau auf der Couch aber auch angesprochen. Jetzt warte ich stündlich auf das Eintreffen einer Rechnung über 208,955223884 Dollar, die ich und Sie anderen 6,7 Milliarden Menschen jeweils zahlen müssen.
Ich nehme meine Verantwortung ernst. Als erste Reaktion habe ich gleich die Kurzarbeit eingeführt. Was vielleicht wenig bringen mag, angesichts meiner Profession als Freiberuflerin mit starker Neigung zur freizeitorientierten Schonhaltung. Deswegen schnüre ich noch ein Maßnahmenpaket.
Zum einen investiere ich antizyklisch in die Wirtschaft. Also in die Gastwirtschaft. Konjunkturbelebung durch Konsum, und sei es Hopfentee. Ich verspreche mir Großes (und damit meine ich nicht nur meinen Bierbauch). Zum anderen wird aber auch ausgabenseitig gespart. Schluss mit protzigen Statussymbolen! Lieber wieder öfter mit Vaters Kombi fahren. Der geht tadellos, und Benzin ist auch immer wieder drin.
Viel Einsparungspotenzial gibt es zudem beim auswärtigen Essen. Jetzt ist eine gute Zeit, sich von alten Freunden oder Verehrern einladen zu lassen. So erleidet die Gastronomie keinen Schaden, Sie sparen und machen anderen Menschen eine Freude. Recht Ähnliches gilt, wenn Sie alten Erbtanten nun verstärkt um den Bart gehen. Allen ist damit geholfen.
Ganz generell plädiere ich für eine private Rezession. Sprich: Stillose Verarmung. Kraft meiner Kolumnenpräsenz rufe ich hier auch gleich einen neuen Modetrend aus. Schäbig ist das neue Schick! Letzte Maßnahme: Kolumnenschreiben. Wenn Sie dies hier lesen, habe ich die allerletzte Stelle hinter dem Komma fast schon hereingearbeitet.

Samstag, 1. November 2008

Die Welt retten – aber erst morgen

In Krisenzeiten wird das Volk zur leichten Beute für Scharlatane

Zig Gigabytes an Liebesbriefen wollten mir nach meiner jüngsten Aufforderung beweisen, dass die Romantik nicht tot sei, sondern nur ein wenig komisch rieche. Geschenkt.

Jetzt ist aber bitte Folgendes: Wir haben in den vergangenen zwei Wochen größere Probleme bekommen als die dysfunktionale Zweisamkeit. Der drohende Weltuntergang geht uns alle an. Mit Liebe alleine kriegen wir das Ding nicht wieder ins Lot.

Wie immer in Krisenzeiten bettelt das Volk um Ratschläge von strenger Hand. Von mir aus erledige ich das – bevor wieder irgendein durchgeknallter Despot Öl ins Feuer gießt. Auch wenn es mir selbst mehr weh tut als der Gesellschaft, wenn der Pracker auf ihrem Buckel Kirtag hält.

Da ich eine gütige Diktatorin sein will, öffnete ich vor dem geplanten Erstschlag mein Ohr. „Verbiete einfach Krisen“, sprach ein Gefährt da hinein. „Das Gebot Alles auf morgen verschieben sollte absolute Priorität bekommen“, eine weise Freundin ins andere. Beide Gedanken kreisten im Kopfraum, fanden einander und vereinigten sich. Dazu gesellte sich der Zufall in Form eines Artikels in der „New York Times“: „In Krisenzeiten ist es oft das Beste, nichts zu tun“.

Ja dann aber flott, mein Volk! Die Krisenbewältigung wird per Dekret auf übernächsten Donnerstag verlegt. Bis dahin geht ihr zum Wirten, meinetwegen Schuhe einkaufen und Zeitung lesen. Wen ich bei sorgenvoller Arbeit erwische, den lasse ich zur Strafe weitermachen.

Spendenanfragen, Seminarbuchungen oder „Du bist selbst ein Scharlatan!“-Botschaften an: meindldominika@yahoo.de