Mittwoch, 25. Juni 2008

Blade Frauen retten die Welt

Gnä’ Leserschaft, Riesenskandal! Da kolumniert eine Frau seit einem halben Jahr über die Ereignislosigkeit ihrer Existenz und den ganzen Rest – und kein einziges Wort ward bisher über die Dreifaltigkeit weiblicher Top-Themen verloren: Fett an Bauch, Bein, Po! Was für ein unglaubliches Ignorieren weiblicher Leseinteressen. Ein ganzer Industriezweig blüht durch das beständige Maulen und Jaulen über dicke Hintern und blade Promis.

Dabei hat das Leben ja auch meine Leibesmitte aufgedunsen. Liebe Menschen haben da schon zärtlich hineingezwickt und „Specki“ geraunt.
Weil ich aber die Welt retten will, ignoriere ich diesen Krisenherd.
Weil warum? Sind Sie bereit für einen Hypothesen-Steilpass? Hier bittesehr: Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass der Welt Wunderbares zugefügt wird, wenn auch die weibliche Restwelt ihre Milliarden Augen von den Problemzonen wendet. Dann wäre wieder Platz für eigene Gedanken.
Rufen wir lieber wieder einmal unsere Muttis an, anstatt dauernd mit irgendwelchen Gerätschaften an der Orangenhaut herumzumanipulieren. Menschen, die ihre Muttis anrufen, können nichts Böses anstellen. Ähnliches gilt für das Streicheln von flauschigen Tieren (Spitzen-Machtersatz übrigens) und das Studieren von Texten, in denen es nicht um dicke Wadeln geht.

Samstag, 14. Juni 2008

Der Fußball und die üblen Pseudo-Prolos

Wenig ist öder als das ewige Anbiedern der Leistungs- und Entscheidungsträger an den proletarischen Rasenspaß. „Schaut, ich bin toootal volksnah!“, tröten die Wichtigen von den Bildern, auf denen ihr feister Fuß nach dem Ball tritt.
„Geht gefälligst Golf spielen, ihr Bonzen!“, brummt da die Arbeiterklasse. Und mit was? Mit Recht!

Auch die bürgerliche Bohème missbraucht den Fußball. Seit Friedrich Torberg die Fußball-Kastanien aus dem Feuer der intellektuellen Tabus geholt hat, wollen alle Gscheitln mitnaschen.
Dünnbeinige Philosophiestudenten und Webkünstler machen sich mit Inbrunst das schicke Retro-Adidas-Hoserl dreckig. Milieubedingte tiefe Sprüche klopfen sie mit Freude, Berechnung und ironischem Augenzwinkern.
Ihr Gekicke muss nämlich beweisen, dass das Elfenbeintürmchen eh einen Hinterausgang hat. Wer kickt, kann doch gar nicht so abgehoben und weltfremd sein. Hoffen sie zumindest. Allzu viel Volksnähe liebt der Intellektuelle dann übrigens nicht: Huch! Diese Goldketterl und Schnurrbärte!

Am allerschlimmsten aber sind Frauen, die ihre aufgesetzte Emanzipation krampfhaft durch Holzen und Bolzen zur Schau stellen müssen. Furchtbar ist das!

„Mooooment!“, fiept mich der Leser mit Erinnerungsvermögen an. „Die Alte spielt doch selbst! Und was ist diese doofe Kolumne anderes als unnötiges Gscheitln?“ Ich sag’ dazu nur eins: Mein Opa war Straßenarbeiter. Das adelt die folgenden sieben Generationen als Proletarier.