Dienstag, 7. Juli 2009

Die Apokalypse aus der Hängematte

Glaubt man Leistungsträgern, droht der Welt durch die Einführung der Grundsicherung mindestens der Untergang, wenn nicht Schlimmeres. Am Ende stürben wir aus, wie die Pandas, die zu faul für alles sind. Was den Menschen vom Faultier unterscheide, sei die Leistungswilligkeit. Stopfe ihm Vater Staat – ein notorisch schlechter Manager – das Geld hinten und vorne hinein, verfalle er doch sofort in eine freizeitorientierte Schonhaltung.

Schade, läge es sich in der sozialen Hängematte nicht nur sommers so fein. Doch den Leaders und Chefs wollen wir glauben, denn sie sind gewiss ehrenwerte Männer. „Die würden keine Anreize mehr haben!“ flehen die Unternehmensberater, bevor sie mit ihrem SUV zum Wochenendhaus jetten, das sie sich damit finanziert haben, dass sie Firmen dabei geholfen haben, Personal freizusetzen.

So verbietet die Angst vor Staatsbankrott und Apokalypse die Einführung der Existenzsicherung. Gut so, denn der Gang zu Sozialamt und AMS fördert das Survival of the Fittest. Die Unterschichten würden doch außerdem das ganze schöne Geld, das leistungswillige Steuerzahler erwirtschaftet haben, in Socken und unter Matratzen stopfen. Wer soll dann noch einkaufen und die Konjunktur hochjazzen?

Nehmen Sie die Mutter dieser Zeilen als abschreckendes Beispiel. Sobald ich 1750 Zeichen in die Tasten geklopft habe, lasse ich die Wirtschaft verkümmern und lege mich in eine Hängematte. Anstatt weiterzuwerken und mir einen Flusenrasierer, einen Flachbrustfernseher oder die siebten Paar Pradastieferl zu kaufen. Mit einer Grundsicherung würde ich gar nichts mehr tun, möglicherweise nicht einmal noch Kolumnen schreiben. Ob das ein Fluch oder ein Segen wäre, darüber dürfen Sie nun still für sich entscheiden.

Samstag, 4. Juli 2009

Die blauen Eier des Trauerschnäppers: Was Menschen mit Vögeln verbindet

Wird der Mensch sich selbst zum Rätsel, spechtle er die Tierwelt aus. Besondere Einsichten gewinnt, wer sich Vögeln widmet. Hier bietet sich der Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca) aus der Familie der Schmätzer an. Der gefiederte Freund hat nämlich ein Faible für blaue Eier.

Sie in der Farbe zu legen, ist für Mutti Schnäpper auf den ersten Blick eine kraftraubende, evolutionär sinnlose Verschwendung. Der Trauerschnappvater jedoch weiß die Plage zu würdigen und hilft bei der Brutpflege, je blauer desto eifriger. Der Vögelkundler schließt: Der männliche Eispender erachtet das Signal der Vogelmutter (sinngemäß: „Hilf mir mit den Kindern, du Ei!“) als vertrauenswürdig, weil sie sich für die Bläue der gemeinsamen Brut einiges angetan hat. Vergeudung ist also sinnvoll.
Diese Handicap-Theorie ist das Gegenteil zur Sackgassentheorie, nach der etwa törichte Pfauenfrauen ihre Spezies in eine evolutionäre Sackgasse getrieben haben sollen, indem sie es nur mit Artgenossen mit großen Schwanzfedern getrieben hätten. Richtig aber ist: Blaue bzw. große Dinge – großes Vertrauen. Und Vertrauen ist das Mistbeet der Liebe.

An dieser Stelle reichen einander Ornithologen und Psychologen jauchzend die Hände.

Die blauen Eier sind dem Menschen blondes Haar. Es tritt in der Regel mit mangelnder Hautpigmentierung auf. Legen sich männliche oder weibliche Blondinen in den Zeiten der Klimaerwärmung trotzdem auf den Freibadgrill, signalisieren sie mit ihrer verschmorten Haut potenziellen Ei- oder Samenspendern, dass sie an die große Liebe glauben. Der Erfolg gibt den blonden Bestsellern auf dem Markt der Geschlechter Recht.