Samstag, 3. Mai 2008

Arme reiche Würste!

Reiche Kinder sind arme Würschtel. Nie adelte Not und fehlend Brot ihre Seelen. Ihre Eltern sind Ärzte, Bankfilialleiter und Installationskonzernbesitzerinnen. Aufsteigen können die höheren Söhne und Töchter nicht mehr. Ihr Weg führt in die kleinkriminelle Wohlstandsverwahrlosung oder in die Geisteswissenschaften – was ungefähr auf dasselbe hinausläuft.

Neidvoll blicken die Kinder aus gutem Hause auf die Herkünfte von Köhlerssöhnen und Holzfällerstöchtern. Die können in intellektuellen Kreisen mit ihrer biografisch bedingten Volksnähe prahlen und schillern.

Doch der Zeitgeist meint es gut mit den reichen Würschteln: Dank der Erfindung des Prekariats dürfen nun auch sie ein wenig am Hungertuch küfeln. Zur Erklärung: Das Prekariat, das sind die, die dank Vatis „Stupidium“ lange Jahre am Markt vorbeistudiert haben. In Form von Germanistinnen oder Keramikkünstlern vertreibt es sich in höchstens dezent bezahlten Anstellungsimitaten die Zeit bis zur Einführung der Grundsicherung. Das ist an sich schlecht.

Gut aber für die geschundenen, weil allzu reich beschenkten Kinderseelen: „Wir werden vom System toootal unterdrückt!“, greinen sie erleichtert. Die unfreiwilligen Arbeitsmarkt-Freibeuter proben den Zwergerlaufstand gegen die Ausbeuter und finden so endlich etwas, wofür es sich zu Mittag aufzustehen lohnt. Zur Demo gegen die neue Armut reisen sie dann mit der vom Vater ausgeliehenen Bonzenkarosse.
Apropos: Papa, mein Handy ist gesperrt. Tank mir bitte diesmal den Mercedes ganz voll, sonst reiß ich dir den Stern herunter.

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