Samstag, 1. November 2008

Die Welt retten – aber erst morgen

In Krisenzeiten wird das Volk zur leichten Beute für Scharlatane

Zig Gigabytes an Liebesbriefen wollten mir nach meiner jüngsten Aufforderung beweisen, dass die Romantik nicht tot sei, sondern nur ein wenig komisch rieche. Geschenkt.

Jetzt ist aber bitte Folgendes: Wir haben in den vergangenen zwei Wochen größere Probleme bekommen als die dysfunktionale Zweisamkeit. Der drohende Weltuntergang geht uns alle an. Mit Liebe alleine kriegen wir das Ding nicht wieder ins Lot.

Wie immer in Krisenzeiten bettelt das Volk um Ratschläge von strenger Hand. Von mir aus erledige ich das – bevor wieder irgendein durchgeknallter Despot Öl ins Feuer gießt. Auch wenn es mir selbst mehr weh tut als der Gesellschaft, wenn der Pracker auf ihrem Buckel Kirtag hält.

Da ich eine gütige Diktatorin sein will, öffnete ich vor dem geplanten Erstschlag mein Ohr. „Verbiete einfach Krisen“, sprach ein Gefährt da hinein. „Das Gebot Alles auf morgen verschieben sollte absolute Priorität bekommen“, eine weise Freundin ins andere. Beide Gedanken kreisten im Kopfraum, fanden einander und vereinigten sich. Dazu gesellte sich der Zufall in Form eines Artikels in der „New York Times“: „In Krisenzeiten ist es oft das Beste, nichts zu tun“.

Ja dann aber flott, mein Volk! Die Krisenbewältigung wird per Dekret auf übernächsten Donnerstag verlegt. Bis dahin geht ihr zum Wirten, meinetwegen Schuhe einkaufen und Zeitung lesen. Wen ich bei sorgenvoller Arbeit erwische, den lasse ich zur Strafe weitermachen.

Spendenanfragen, Seminarbuchungen oder „Du bist selbst ein Scharlatan!“-Botschaften an: meindldominika@yahoo.de

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