Samstag, 4. Juli 2009

Die blauen Eier des Trauerschnäppers: Was Menschen mit Vögeln verbindet

Wird der Mensch sich selbst zum Rätsel, spechtle er die Tierwelt aus. Besondere Einsichten gewinnt, wer sich Vögeln widmet. Hier bietet sich der Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca) aus der Familie der Schmätzer an. Der gefiederte Freund hat nämlich ein Faible für blaue Eier.

Sie in der Farbe zu legen, ist für Mutti Schnäpper auf den ersten Blick eine kraftraubende, evolutionär sinnlose Verschwendung. Der Trauerschnappvater jedoch weiß die Plage zu würdigen und hilft bei der Brutpflege, je blauer desto eifriger. Der Vögelkundler schließt: Der männliche Eispender erachtet das Signal der Vogelmutter (sinngemäß: „Hilf mir mit den Kindern, du Ei!“) als vertrauenswürdig, weil sie sich für die Bläue der gemeinsamen Brut einiges angetan hat. Vergeudung ist also sinnvoll.
Diese Handicap-Theorie ist das Gegenteil zur Sackgassentheorie, nach der etwa törichte Pfauenfrauen ihre Spezies in eine evolutionäre Sackgasse getrieben haben sollen, indem sie es nur mit Artgenossen mit großen Schwanzfedern getrieben hätten. Richtig aber ist: Blaue bzw. große Dinge – großes Vertrauen. Und Vertrauen ist das Mistbeet der Liebe.

An dieser Stelle reichen einander Ornithologen und Psychologen jauchzend die Hände.

Die blauen Eier sind dem Menschen blondes Haar. Es tritt in der Regel mit mangelnder Hautpigmentierung auf. Legen sich männliche oder weibliche Blondinen in den Zeiten der Klimaerwärmung trotzdem auf den Freibadgrill, signalisieren sie mit ihrer verschmorten Haut potenziellen Ei- oder Samenspendern, dass sie an die große Liebe glauben. Der Erfolg gibt den blonden Bestsellern auf dem Markt der Geschlechter Recht.

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