Freitag, 12. Dezember 2008

Murmeltiere gegen den Kapitalismus

Schlechte Geschenke erhalten die Freundschaft

Ich fürchte die Menschen, auch wenn sie Geschenke bringen. Sie sollten auch so fühlen, besonders in Zeiten wie diesen. Das aktuelle Geschenke-Hochrüsten unterstützt nur den mit Getöse implodierenden Kapitalismus. Versetzen wir ihm den Todesstoß durch Konsumverweigerung.

Schlecht sind Präsente, die Geld kosten. Also um den Preis der eigenen Seele im Schweinesystem Erwerbstätigkeit erkauft sind. Das kann doch der liebende Mitmensch nicht wollen!

Wohin aber mit der überschüssigen und anders schwer zu beweisenden Zuneigung? Rauschebart Marx, erklär’s dem Volk: Die Antwort liegt in der Rückeroberung der Produktionsmittel. Sie können es meinetwegen „basteln“ und "Blödsinn schenken" nennen. Das funktioniert nicht nur für Weihnachten, sondern auch für die Zeit nach der Wirtschafts-Apokalypse.

Als leuchtendes Beispiel mögen die funkelnden Augen einer mir näher bekannten Frau dienen: Die strenge Nichtraucherin hatte zu Weihnachten von ihren Töchtern einen Aschenbecher aus goldenem Salzteig in Hundehaufenform geschenkt bekommen. Etwas später bot ihr dies Anlass für einen Racheakt epischen Ausmaßes: Zum 30. Geburtstag schenkte sie einer der Delinquentinnen nichts anderes als ein billiges jodelndes Plastik-Mankei.

Man erzählt von einem großen Erstarken der Familienbande. „Ich habe starke Gefühle für dich – auch wenn’s die falschen sind!“ signalisieren Hundstrümmerl und Murmeltier.
Es lebe die Liebe, Tod dem Kapitalismus! Meinem sozialen Umfeld sei an dieser Stelle ausgerichtet: Von mir gibt’s heuer nix, außer starke Gefühle (in welcher Form auch immer).

Email: meindldominika@yahoo.de

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Weihnachtsneurose · von HADRIAN · 15.12.2008 - 10:33 Uhr
Sehr geehrte Frau Meindl!
Sie haben ja so Recht. Und ich will endlich Genugtuung für den frühkindlichen Schock, ein weiches Weihnachtspackerl mit Schleife in die Hand zu bekommen, zu denken: „do werden doch nicht etwa Socken drinnen sein?" und diese düstere Vorahnung schließlich bestätigt zu sehen. In der Form von selbst geirgendwasten, bunt gemusterten, dicken Wintersocken, deren Anblick jeden Inuit zum Schwitzen brächte. Die mußte man im Wohnzimmer anprobieren und ein glückliches Gesicht machen, so etwas kam von vorwiegend weiblichen Taschengeldlieferanten, also den hier zuständigen systemaffinen Zurichterinnen der Unmündigen. Tod dem Kapitalismus und ich werde mich mit weihnachtlicher Konsumverweigerung schrecklich rächen, es gibt ein Paar Tennissocken, eine Nummer zu klein, verpackt im Börsenbericht. Venceremos!