Politikerschimpf
als Kolumneneinstieg? Das ist neuerdings besonders riskant. Schnell
fliegen die Eulen nach Athen und schnell ist das Leservolk vergrämt.
Auch meine Augen wollen nach oben rollen, höre ich nur das Wort
„Kärnten“ oder gar „Inserat“. Ich kann nur hoffen, dass Sie
langmütiger sind als ich selbst. Die kommenden paar Absätze möchte
ich nämlich ein wenig räsonnieren über die da oben und uns hier
unten.
Stichwort
Rücktrittskultur. Es scheint, dass uns kleinen Leuten auf der Straße
(bzw. mir hier in der Schreibstube) die politische Mitbestimmung
entgleitet. Wie ungemein wohltuend ist es da, durch gemeinsame
Empörung einen der schlimmen Finger da oben zu einem schönen,
demütigen Rücktritt zu bringen! Die Fantasie flattert und zaubert
mir folgende Idee in den Kopf: Wie beim Eishockey könnte doch der
Bundespräsident die Macht bekommen, Mitspieler der Legislative zu
Strafminuten auf der Hinterbank zu verdonnern. Ein dummer Spruch über
echte und falsche Kärntner? Der Schiri pfeift sogleich, brummend
muss sich der Faulspieler trollen. Beschämt soll er harren, bis er
wieder zurück ins Spiel darf.
Und
weil das Private das Politische ist, bin ich stark für eine
Ausweitung der Rücktrittskultur. Die Diskontindustrie möchte ich
zum Beispiel vehement zum Rücktritt aus der Brotbranche aufrufen:
Hört auf, ihr könnt das nicht! Euer „Brot“ ist eine
ungeheuerliche Entgleisung. Oder Passanten auf dem Radweg:
zurücktreten bitte! Für den Installateur, der mir durch seinen
Thermenpfusch drei kalte Winter beschert hat: Misstrauensantrag und
Rücktritt!
So,
und jetzt trete ich auch ein wenig zurück, zumindest bis zum
nächsten Mal. Nur zur Sicherheit, denn vielleicht fanden Sie meine
Ausführungen ja einfältig.
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