Neulich
ist meine Nachbarin verrückt geworden. Sie steht nun in ihrer
Wohnung und schimpft aus vollem Hals mit imaginären Menschen. Ein
anderer Nachbar hat mich jüngst gebeten, ihm nicht mehr dauernd die
Waschmaschine zu stehlen. Vor ein paar Wochen hat eine Frau an meine
Autoscheibe geklopft, ihre Lippen durch den offenen Spalt gesteckt
und inbrünstig "I bin Mühviatlarin!" genuschelt. Und dann
war da noch der junge Mann, der mich für sein UFO-Forschungsteam
gewinnen wollte...
Mich
dünkt, dass diese mentalen Ausritte aus dem gesellschaftlichen
Konstrukt „Normalität“ bzw. „geistige Gesundheit“ in meiner
näheren Umgebung jetzt zunehmen. Über den Grund kann ich nur
spekulieren, ich bin ja keine Spinn-Doktorin. Schlimm finde ich das
Verrücktwerden aber nicht, angesichts des Bösen in der Welt sogar
verständlich. Dass der ORF den Bachmann-Preis wegsparen will, macht
mich auch verrückt. Wer weiß, was ich dem Herrn Generaldirektor
alles in seine Wohnung oder sein Auto hineinbrüllen würde. Närrisch
finde ich auch die Psychose, dass Homosexuelle die Gesellschaft vom
Kinderkriegen abhielten. Und dass ein Staat weltweit private Emails
liest und meint, „Wer nichts zu verbergen hat, muss auch nichts
fürchten!“, selbst aber Aufdecker mit Pomp und Getöse verfolgt,
das kommt mir schon recht geisteskrank vor. Muss mal den Psychiater
meines Vertrauens fragen, ob man Präsidenten einweisen lassen kann,
oder zumindest ORF-Programmdirektoren.
Doch
wenn ich es recht bedenke – ich lasse das lieber. Ich sitze ja
selbst in meiner Wohnung und schimpfe für imaginäre Leute.
Mühlviertlerin bin ich außerdem... Jetzt habe ich Angst! Vielleicht
mache ich
die Leute verrückt? Dann vergessen Sie bitte schnell alles, was Sie
soeben gelesen haben.
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